58| | MAGAZIN Schneeweh Musik für Zither und junge Texte für die stille Zeit Preis: 15 Euro Erhältlich in allen Athesia-Buchhandlungen CD - Neuerscheinungen Sterbelieder fürs Leben Josef Brustmann / Marianne Sägebrecht Hörbuch 2011 Verlag: hörkunst bei kunstmann ISBN 978 -3 -88897- 695-7 Preis: 14.90 Euro Origineller Blick „schneeweh” beleuchtet die staade Zeit einmal anders Ungemein tröstlich Sterbelieder von Marianne Sägebrecht und Josef Brustmann „Wer wir sind und warum wir glauben, dass Prinzessinnen nicht rosa tragen müssen . . .“ Wer diese Frage beantwortet haben will, sollte unbedingt die CD schneeweh anhören, mu- siziert, getextet und gelesen von jungen MusikerInnen und Textautorinnen aus Süd- und Nordtirol. Eigentlich befi nden sie sich allesamt noch in Ausbildung, aber dennoch haben sie bereits vieles zu sagen. Nachdenk- liches, Amüsantes, Wohlklingendes. Immer ist alles aus ganz persönlicher Sicht gesehen und interpretiert von den Bands M&M’s, Zithersturm, Snowdrop-Combo, ent & harent Musi, ValMa-Gherdeina, The Litemasas, Sixpack, Work in Progress, Saitenwind sowie den vier Textautorinnen Marion Gasser, Anna Zingerle, Elisa Plaikner und Hermina Sokol. Die Vielfalt der jeweiligen Besetzung aufzulisten, würde den Platz hier sprengen. Musiziert wird mit Zithern, überwiegend im Zusammenspiel mit Geige, Violoncello, Harfe, Gitarre, Blockfl öte, Percussion und Klarinette. Jede Band ist anders besetzt. Eine breite Palette bietet auch das Repertoire. Es reicht von alpenländischer Volksmusik bis hin zu internatio- naler Folklore, daneben stehen Popsongs, schön musiziert und fein abgestimmt mit den Texten. Meist unplugged, aber auch einmal mit Violine, E Zither, Basszither und Schlagzeug: Work in Progress untermalt mit irischer Musik ein Mitarbeiterge- spräch, unterlegt den Text mit Beats. Der folgende Burnout des Weihnachtsmannes in „Gute und schlechte Nachrichten“ ist eingebettet in fl irrend hohe, gestrichene irreguläre Flageo- letttöne. Es gibt vieles zu entdecken! Diese CD geht bereits weit über einen nur pädagogischen An- satz hinaus. Den jungen MusikerInnen und Autorinnen gelingt hier ein erfrischend anderer und durchweg kurzweiliger Blick auf die vielbesungene und häufi g bis zum Abwinken strapazier- te staade Zeit. Ein großes Kompliment an die drei Pädagogen Reinhilde Gam- per, Martin Mallaun und Toni Taschler, die dieses Projekt er- dacht, realisiert und die jungen Künstler dazu ermutigt ha- ben, ihre eigenen Gedanken und Empfi ndungen so stimmig auszudrücken. Absolut überzeugend und hörenswert. Georg Glasl Anrührend sind die Sterbelieder fürs Leben, warm und zu- gleich tröstlich. Die Schauspielerin Marianne Sägebrecht und der Musikkabarettist, Komponist und Autor Josef Brustmann haben Gedichte von Rilke, Heine, Trakl, Eichendorff, Bergen- gruen, Brentano, Bobrowski, Maiwald und Gernhardt zum The- ma Tod und Sterben gesammelt, vertont und in einem Hörbuch herausgebracht. Und obwohl das doch eigentlich nach viel Me- lancholie klingt, sind die beiden doch ganz und gar dem Hier und Jetzt zugewandt, mitten im Leben geblieben, ganz so wie es der Klappentext verspricht. Marianne Sägebrecht, weltberühmt als bayerisch-barocke, zuweilen auch widerspenstige und immer humorvolle Schau- spielerin in den Percy-Adlon-Filmen Out of Rosenheim, Zu- ckerbaby und Rosalie goes shopping, fängt den Hörer mit ihrer Stimme sofort ein. Ihr unprätentiöser Tonfall zieht die nachdenklichen und dann auch wieder heiteren Texte mühe- los in unsere Gedankenwelt. Josef Brustmann zeichnet nicht nur als Komponist und Ar- rangeur für die Musik verantwortlich, sondern ist auch mit eigenen Texten vertreten. Er bilanziert poetisch, warum man den Tod irgendwann ins eigene Leben einlassen muss, auch wenn man den Gedanken an die persönliche Endlichkeit gern wegschieben würde. „Lange lässt sich der Tod aus dem Le- ben verdrängen. Dann sterben plötzlich Vater und Mutter, ein Neffe ertrinkt mit nur 20 Jahren, und aus ist es mit dem Un- endlichkeitsgefühl. Wir, die wir den Verlust spüren, bedürfen des Trostes der Dichter und Sänger.“ Gelungen ist den beiden eine wunderbare Mischung aus Ton und Text, Musik und Gesang. Balladen und Lieder wechseln ab, arrangiertes Volkslied steht neben eigenen Kompositionen. Josef Brustmann begleitet sich selbst auf Zither und Klavier. Dazwischen hat er kleine Zithersolostücke eingestreut sowie musikalische Beiträge von Andy Arnold auf der Klarinette. Be- sonders schön und anrührend gelungen sind Brustmann Franz Schuberts Der Leiermann und Fremd bin ich eingezogen. Eine ganz und gar subjektive, unorthodoxe Bewältigung eines Georg Glasl schwierigen Themas.