26 | interview werkauswahl (ab 2011) solo brz für klarinette (2011) fett für zither (2014) kammermusik butter und fische für flöte, klarinette, trompete, tuba, schlagzeug, klavier (2012) chamäleontheorie i – „gefühlte 70 000 bratwurststän- de“. variationen über eine befindlichkeit von jürgen klopp für violine, saxophon, akkordeon, klavier, zu- spielungen, wutbox (2012) chamäleontheorie ii – 13 variantionen über ein lied von frau cz. für saxophon, posaune, klavier, violine, viola, zuspielungen (2012) nischenmusik mit klopfgeistern für stimme, bassklari- nette, schlagzeug, e-zither, synthesizer, zuspielungen (2013) füchse/messer – hommage an akira kurosawas film „yume“ für saxophon, posaune, akkordeon, violoncel- lo, klavier, zuspielungen (2014) musiktheater anoia – musiktheater nach einem text von alexander müller-elmau für tänzerin, schauspieler, 7 sänger, en- semble und zuspielungen (2011/12) kannst du pfeifen, johanna – libretto von dorothea hartmann nach dem gleichnamigen kinderbuch von ulf stark für tenor, bariton, bassbariton und kleines ensemble (2013) plätze. dächer. leute. wege. musiktheater für ein uto- pisches bielefeld für sopran, bariton, 2 schauspieler/ performer, statisten, ensemble (2014/15) wie ging es mit dem komponieren dann weiter? irgendwann, viel zu spät, begann ich klavierspielen zu lernen und zeigte schließlich meine peinlichen tonalen liedchen meinem klavierlehrer. die wurden dann gespielt bei einem lieder- abend in wanne-eickel. dann folgte ein stück fürs schulorchester, ein rondo für orchester, das ebenfalls aufgeführt wurde. und zum abschluss habe ich ein klavierkonzert geschrieben. in drei sät- zen. total schräg. aber das haben wir auch gespielt. „wenn es schwitzt und dampft, ist es eigentlich egal, aus welchem jahrhundert die musik ist.” gordon kampe, hier bei einer pro- be, mag das ungeglättete und schätzt auch an der zither den rohen sound. foto: privat woher kommt die vorliebe für den ro- hen sound? ich mag auch in der tradition eher das ungeglättete, rohe, mag beethoven, mag es, wenn man den bogen hört, das atmen, die klappen der klarinet- te. wenn es schwitzt und dampft, ist es eigentlich egal, aus welchem jahr- hundert die musik ist. es muss nach arbeit aussehen und klingen. so mache ich musik auch, ich mag kein fragiles geschubber. sondern lieber crescendo und einen bass hinten drauf. mir geht es um körper, gesten, atmosphäre. das ist natürlich sehr primitiv, aber ich bin halt auch so (lacht). jetzt kokettieren sie aber ganz schön. klaro. ich mag schmackes. da spricht der mann aus dem ruhrge- biet. wie kamen sie zum komponieren? ich habe schon in der schule kompo- niert. ich lernte klarinette und mein lehrer hat mir phrasen von vier takten aufgeschrieben, die ich dann irgendwie sinnvoll beenden musste. irgendwann habe ich angefangen, mir diese fragen selbst zu stellen und dann versucht, es aufzuschreiben. ich habe dann immer mehr aufgeschrieben, die musik nach- geahmt, die ich kannte. ich sehe mich noch als 13-jährigen alle paar tage in die stadtbibliothek gehen, um die gel- ben partituren von eulenburg mit den entsprechenden cds auszuleihen. das haben sie sich alles angehört? im kinderzimmer habe ich alles mit- dirigiert. dadurch kannte ich früh die komplette tradition, oder sagen wir: diejenige, die es in herne in der stadt- bibliothek gab. vom 20. jahrhundert gab es fast gar nichts, und die zeit vor bach war ebenfalls nicht vorhanden. das musste ich mir später erarbeiten. aber johannes brahms und ludwig van beethoven und das ganze zeug, das kannte ich schon gut. ich moch- te aber bloß die schnellen sätze, die habe ich mir auf kassette überspielt. vor ein paar jahren habe ich die kas- setten wiedergefunden und reingehört, haydn-sinfonien und so etwas. da gibt es dann wirklich immer bloß kopf- und schlusssatz. damals war ich davon überzeugt: langsame sätze und trios, das will doch niemand hören.