34 | INNENANSICHT Seit' an Seit' Warum auch Amateurfestivals auf die Unterstützung von Profi s angewiesen sind Alles ist, wie immer, eine Frage der De- fi nition: Amateur ist, wer etwas in seiner Freizeit betreibt, als Hobby, sagt der Du- den. Natürlich spielt auch die Ausbildung eine Rolle, die Fachkenntnisse und nicht zuletzt die Bezahlung. Doch genau diese Parameter können sich im Bereich der Musik auf die unterschiedlichsten Arten zusammensetzen. Das zeigt etwas über- spitzt der Witz von dem Mann, der Bass lernen möchte: Er bekommt die erste Un- terrichtsstunde, der Lehrer zeigt ihm, wie man leere Saiten spielt, sie vereinbaren den nächsten Termin – doch der Lehrer wartet vergeblich auf seinen Schüler. Er wundert sich, hatte der Mann doch einen durchaus zufriedenen Eindruck gemacht. Jahre später trifft er den Mann zufällig und fragt ihn, warum er nach der ersten Stunde nicht mehr gekommen sei, ob es ihm nicht gefallen habe? „Doch, doch“, antwortet der Mann, „ich hatte nur keine Zeit mehr vor lauter Mucken!“ Es gibt unter den Musizierenden Anfän- ger und Fortgeschrittene, Kinder, Er- wachsene und Senioren, Amateure und Profi s. Mancher hochqualifi zierte Musi- ker kann nur schwer von seinem Beruf leben oder ist sogar gezwungen, einem zweiten Brotberuf nachzugehen, um sich seine Musik leisten zu können. An- dererseits gibt es auch Menschen, die viel Geld mit Musik verdienen, obwohl sie nie an einer Musikhochschule stu- diert haben. Wobei wir hier nur von den Verbindungen zwischen Ausbildung, Beruf und Bezahlung sprechen, nicht von der Qualität, das wäre ein eigenes Thema. Nebenbei bemerkt: Auch ein Straßenmusiker muss nicht schlecht sein, nur, weil er nicht in einem teuren Konzertsaal spielt. Musik-Studierende sind angehende Profi s. Was aber sind Von Maila von Haussen Menschen mit abgeschlossenem Mu- sikstudium, die ihren Lebensunterhalt mit einer anderen Tätigkeit fi nanzie- ren, oder Berufsmusiker, die aus ge- sundheitlichen oder familiären Grün- den pausieren, ihren Beruf aufgegeben haben oder aus Altersgründen nicht mehr im Beruf aktiv sind? Kein einziges Festival kommt mehr ohne Profi s aus Für einen Musiker dürfte die Antwort einfach sein: Es sind alles Musiker. Was wirklich zählt, sind die Liebe zur Musik, die Freude am gemeinsamen Musizie- ren und die Begeisterung im Publikum. Genau darum geht es auch bei all den Festivals der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) und ihrer elf Mitgliedsverbände. Sie alle wollen Musizierenden eine Bühne bieten und Menschen einladen, eine möglichst große Bandbreite an Musik auf möglichst hohem Niveau kennenzu- lernen, Neues zu entdecken, und dabei auch die Gelegenheit zur Begegnung und zum Austausch schaffen. Doch wie steht es auf den Festivals mit der Ba- lance zwischen Amateuren und Profi s? Um es vorweg zu nehmen: Kein einziges Amateurfestival kommt mehr ganz ohne Profi s aus. Beginnen wir mit dem Festi- val Zither auf Zeche, das 2017 bestrebt war, im Bereich der Zithermusik eine möglichst große Bandbreite und außer- gewöhnliche Konzertformate anzubie- ten. Zwischen Tradition, Alter Musik und Avantgarde bewegte sich die dreitägige, vom Deutschen Zithermusik-Bund or- ganisierte Veranstaltung mit Konzerten, musikalischen Zechenrundgängen, Mu- sikkabarett, Tanztheater und interkultu- rellen Begegnungen – schließlich ist die Zither eines der ältesten Instrumente überhaupt und international in verschie- denen Formen verbreitet. Wer sich das Programm genau anschaut, stellt fest, dass der überwiegende Anteil der mehr als 150 aktiv Mitwirkenden aus Amateuren aller Altersstufen (darunter zwölf Kindern und 35 Jugendlichen) be- stand, die aus verschiedenen Gegenden Deutschlands kamen. Darunter waren ein szenisches Kinderprojekt, ein auf- wendiges Musik-Tanz-Text-Projekt für Studierende, verschiedene Solisten, Kammermusikformationen und mehrere Zitherorchester. Zwölf Studierende (fünf im Fach Zither, vier Tänzer der Ballet- takademie, drei im Fach Komposition und Multimedia) waren vertreten. Die zehn Profi s, überwiegend Musikpädago- gen, traten hauptsächlich als Leiter der Ensembles oder der Jugendprojekte in Erscheinung, ein einziges Trio kam aus dem professionellen Bereich und agierte am Eröffnungsabend als ein Programm- punkt unter zahlreichen anderen. Konzeption und künstlerische Leitung lagen ebenfalls in professioneller Hand. Auffallend und eine Besonderheit ist, wie vieles speziell für den Ort, die Zeche Zollern, komponiert oder kreiert wurde. Räume und Maschinen wurden ebenso wie die Geschichte und Zither-Komposi- tionen aus der Region miteinbezogen. So entstand ein wirklich maßgeschneider- tes Festival. Ein anderes deutlich größeres Festi- val sind die jährlich in einem anderen