52| | MAGAZIN Gimpl CDR 252 cordes y butons REKON Preis: 15 Euro zu beziehen: mail@cordesybutons.com www.cordesybutons.com Neuerscheinungen To Go Tschejefem Erschienen bei Loawänd Records 2018 Preis: 18 Euro Zu beziehen: www.johanna-dumfart.at Musik zum Tagträumen Cordes y butons wecken die Lust aufs Verreisen Reigen der Sehnsuchtsorte Tschejefem präsentiert Wiener Lieder und alte Schlager Wer nach Südtirol ins Vinschgau fährt, sollte unbedingt einen Abstecher nach St. Martin im Kofel machen, einem hochgelegenen Bergdorf der Gemeinde Latsch mit Kirche, Gasthaus und an steile Hänge hingeduckten Bergbauern- höfen. Den wunderbaren Blick über Schlern, Rosengarten und andere Dolomitengipfel, der von dort oben zu genießen ist, kann man sich auch ins Wohnzimmer holen. Denn die dreiteilige Innenseite des Booklets, das die erste CD des Südtiroler Trios cordes y butons enthält, zeigt genau das Panorama im dramatisch gelborangenen Abendlicht. Cordes y butons – das sind die beiden Schwestern Rein- hilde und Tamara Gamper und ihr Musikerkollege David Moroder, die mit Zither, Geige und Steirischer Harmonika spielend und singend zusammengefunden haben. Das Trio hat sich in Zither 2/2018 in einem Selbstporträt bereits vor- gestellt, so dass ich über die Musiker wenig schreiben muss. Das Repertoire der Gruppe spannt einen weiten Bogen von Folklore aus Irland, Russland und nordischen Ländern über traditionelle alpenländische Weisen bis hin zu Bearbeitun- gen von Stings Fields of Gold. Das Trio singt seine Texte auf Südtirolerisch, Englisch und Ladinisch, letzterer ein roma- nischer Dialekt, der in einigen italienischen Alpentälern überlebt hat und den David Moroder noch spricht. Beim ersten Reinhören erinnern die Klänge an das populä- re Südtiroler Pop-Trio Ganes aus dem Gadertal, drei Frau- en, deren Markenzeichen ladinische Texte sind. Aber das ist nur eine kurze Assoziation, ausgelöst durch die klaren Stimmen der Schwestern Gamper. Cordes y butons (ladi- nisch: Saiten und Knöpfe) haben durchaus einen eigenen, vielschichtigen Stil, gestalten ihre Arrangements ausge- sprochen feinsinnig, reduziert und ausgewogen. Steirische, Geige und Zither verschmelzen mit den Stimmen, bilden betörende Klangfl ächen. Es ist ein Genuss, wenn David Moroder beim ersten Titel Gimpl die tiefen schwebenden Basstöne der Steirischen auskostet und Tamara Gamper sich mit der Geige nahtlos anschmiegt. Dramaturgisch überraschend und genau gesetzt wechseln sie leichtfüßig in einen bewegten Tanz. Die stilistische Bandbreite zeigt sich auch, wenn Reinhilde Gamper mit der Zither in barocker Lauten-Manier Guiseppe Antonio Brescianellos Entree aus der Sonata a-Moll interpretiert, quasi suchend sich erin- nernd, und das Vorspiel zum Titel Frag mich intoniert. Vermutlich träumt sich jeder, der der CD lauscht, sofort weg von hier und beschließt, den nächsten Urlaub in Südtirol zu verbringen. Das ist empfehlenswert, aber bis dahin kann Georg Glasl man sich gut auch mit der CD begnügen. Tschejefem – so klingen die drei Buchstaben J, F, M, wenn man sie englisch ausspricht. Dahinter verbergen sich die Musikerin Johanna Dumfart, Fabian Steindl und Michael Dumfart, die mit der CD To Go ihr erstes Trio-Produkt und ein gut gelungenes obendrein präsentieren. Im Fokus der 15 Stücke steht die Stimme von Johanna Dumfart. Sie ist die Frontfrau des österreichischen Trios, begleitet von Fabian Steindl mit Zither und Kontrabass so- wie Michael Dumfart mit Klarinette und Percussion. Gele- gentlich begleitet sich Johanna Dumfart auch selbst mit der Steirischen oder sie spielt Raffele. Von der alpenländischen Volksmusik herkommend haben die Drei nach anderen unterhaltsamen Genres gesucht und wurden bei Schlagern aus den Sechziger- und Siebziger- jahren sowie Wiener Liedern und älteren Jazz-Standards fündig. Wunderbare Melodien, die ich allerdings als Halb- wüchsiger Ende der Sechzigerjahre eher altmodisch gefun- den hatte. In Erinnerung geblieben sind sie mir trotzdem, egal ob es sich um „Die kleine Kneipe“ von Pierre Kartner handelt, die Peter Alexander 1975 leicht schnulzig besang, oder um „Spiel mir eine alte Melodie“ von Irving Berlin aus dem Jahre 1914 oder den „Tennessee Waltz“ von Pee Wee King und Redd Stewart 1948. Tschejefem interpretiert die Titel stimmig, ihre unbelastete Freude an den Ohrwürmern und ihr präziser Musizierstil reißen den Zuhörer sofort mit. Spätestens mit „Heit kemman d’Engerln auf Urlaub nach Wean“, dem berühmten Lied von Ferry Wunsch aus dem Jahr 1964, schließt sich der Wunschkonzertreigen, der mit „Junge Leute brauchen Liebe“ eröffnet wurde. Generell setzt das Trio auf Abwechslung, auch auf optische: Michael Dumfart inszeniert als Perkussionist sein Begleit- spiel auf einer rosaroten Kunststoff-Pausebrotbüchse, zele- briert mit currygelber Zipfelmütze sein Klarinettensolo – zu hören und zu sehen bei Youtube. Längst nicht so extrover- tiert gibt Fabian Steindl seinen Part als Zitherspieler, meist in der Begleitfunktion und im Wechsel als Bassist. Er agiert zurückhaltend, aber sehr exakt. Das Visuelle spielt eine wichtige Rolle, wie im textlich eher knapp gehaltenen Book- let zu erfahren ist. „Allumfassenden Genuss erfährt man erst, wenn man die drei Spielleute live erlebt. Es ist nicht nur das famose Spiel, die Perfektion, was dieses Trio zu ei- nem außergewöhnlichen Erlebnis macht, auch die Perfor- mance sucht ihresgleichen….“ Auch wer nur zuhört, hat seine Freude an der Musik, die Sehnsuchtsorte verfl ossener Zeiten heraufbeschwört. Eine sehr charmante Zeitreise in die Vergangenheit. Georg Glasl