NEUWAHLEN IM DZB | 11 Ein tolles Zeichen für die Zither Jörg Lanzinger über seine zukünftigen Pläne und seine Rolle innerhalb der Szene Jörg Lanzinger ist den meisten Zither- spielern ein Begriff. Entweder sie ken- nen ihn als Dozent aus Seminaren oder haben ihn in einem Konzert erlebt. Der neue Präsident, Jahrgang 1975, ist als freiberufl icher Musiker mit verschiede- nen Ensembles unterwegs, am häufi gs- ten zu hören mit dem Lanzinger Trio (Hackbrett, Zither, Gitarre). Er hat bei Georg Glasl am Richard-Strauss-Kon- servatorium studiert, ist verheiratet, hat drei Kinder (11, 9 und 2 Jahre) und lebt in Syrgenstein (Landkreis Dillingen/Do- nau). Als Lehrer unterrichtet er Zither, Hackbrett, Kontrabass, auch E-Bass; zudem gibt er Band-Unterricht, da er früher viel in seiner eigenen Rockband gespielt hat. Nach der Wahl hat er sich mit Sabine Reithmaier unterhalten. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Was wollen Sie denn für ein Präsident sein? Jörg Lanzinger: Einer für alle Zither- spieler, von Jung bis Alt, vom Volksmu- sikfreund bis hin zum Fan der zeitgenös- sischen Musik. Einfach für alle eben. Ein hehres Ziel. Wie wollen Sie das er- reichen? Indem ich versuche, mit gutem Beispiel voran zu gehen, alle Freunde der Zither zu motivieren, sich ebenfalls für den Fortbestand und die Weiterentwicklung unseres Instruments zu engagieren. Heißt das, Sie fahren überall hin und besuchen jeden Landesverband? Nein, das geht zeitlich nicht. Ich möch- te viel mit neuen Medien und Kommu- nikationsmethoden arbeiten. Das spart Zeit und Kosten. Mit so einem jungen Vorstand, wie wir jetzt haben, dürfte das auch funktionieren. Sieht so aus, als wären Sie mit knapp 45 Jahren einer der ältesten im Vorstand. Ja. Eigentlich ein Wahnsinn, wenn man unsere überalterte Verbandsstruktur ansieht. Ich habe viel Kontakt mit ande- ren Verbänden, aber ich kenne keinen, der es geschafft hat, so einen jungen Vorstand aufzustellen. Ein tolles Zei- chen für die Zither. Die Verjüngung war ein großes Anlie- gen von Georg Glasl. Ich weiß. Aber ich persönlich als DZB-Mitglied hätte mir gewünscht, dass Georg noch weitermacht. Ich fi nde den Generationswechsel jetzt fast eine Peri- ode zu früh. Aber das ist natürlich seine Entscheidung. Und es ist sicher auch besser, wenn man geht, bevor man sei- nes Amtes müde wird. Ich fi nde es halt ein wenig schade. Was werden Sie als erstes angehen? Vermutlich werde ich mich mit den an- deren Vorständen in die Planung von Zither in Hof stürzen. Da hoffe ich na- türlich noch sehr auf Georgs Hilfe, gera- de was die Beantragung von Zuschüssen angeht. Das ist komplettes Neuland für mich. Da brauche ich seine Erfahrung, schließlich haben die aktuellen Zahlen, die die Schatzmeisterin präsentiert hat, gezeigt, dass sich der Verband während der zwei letzten Festivals fi nanziell im- mer gut erholt hat. Sie sind viel unterwegs, führen das an- strengende Leben eines freiberufl ichen Musikers und haben Familie. Haben Sie überhaupt Zeit für so ein Amt? Als Freiberufl er so ein Amt zu über- nehmen, hat Vor- und Nachteile. Du kannst dir die Zeit besser einteilen, ich kann auch tagsüber in ein Ministerium gehen und einen Antrag abgeben oder diskutieren. Andrerseits bin ich natür- lich blockiert, wenn ich einen Termin habe, mit dem ich mein Geld verdiene, da kann ich nicht einfach absagen. Aber ich habe auf jeden Fall so viel zeitliche Ressourcen, dass ich das Amt überneh- men kann. Wo sehen Sie eigentlich Ihre Rolle in der Zitherszene? Ich dachte lange, die bestünde darin, mit meinen Ensembles in die Außenwir- kung zu gehen. Also durch unsere Auf- tritte klarzumachen, dass Zither nichts Altmodisches hat. Aber jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich merke, ich spre- che die Jugend als Musikant nicht mehr an. Die Zeit ist schon vorbei. Um die Ju- gend anzusprechen, braucht es Gleich- altrige. Da habe ich mich gefragt, wo hast du noch Ansatzpunkte, um für die Szene was zu machen. Das hat zu der Entscheidung geführt, das Amt zu über- nehmen. Als Georg anfragte, dachte ich, okay, das fällt dir jetzt zu und ich packe es jetzt. Ich hätte nie gedacht, dass ich Präsident vom Zitherbund werde. Der Zuspruch in der BDV war groß. Das weiß ich zu schätzen. Das Amt ist schon eine große Ehre. Wie geht es mit dem Magazin weiter? Wünschenswert wäre es, das Magazin genauso so weiterlaufen lassen zu kön- nen wie bisher. Das ist meine persön- liche Meinung, ich werde auch dafür kämpfen. Aber wir müssen sehen, ob es weiter fi nanzierbar ist, und ausloten, in welche Richtung wir gehen können, um so ein Niveau zu halten. Ich sehe mehrere Ansatzpunkte: Vielleicht kann man es verschlanken? Oder vielleicht ergreifen wir die Flucht nach vorne und holen noch jemand dazu, arbeiten verbandsübergreifend. Ich habe keine Berührungsängste mit Kooperationen, schon allein weil ich nicht nur Zither- spieler bin, sondern auch mit anderen Instrumenten unterwegs bin. Der abso- lute Worst Case wäre, wenn wir auf das frühere Niveau des Saitenspiels zurück- fallen würden. Aber noch bin ich zuver- sichtlich.