Nachruf für Roland Jordan

Zu Beginn dieses Jahres ist der Tiroler Zitherspieler Roland Jordan im Alter von 76 Jahren verstorben. Der Deutsche Zithermusik-Bund e.V. trauert um sein Mitglied und drückt seiner Familie unser aller Beileid aus. Ein Nachruf würdigt sein Leben für die Musik und für die Literatur.

In memoriam Roland Jordan – Musiker und Poet (*7.9.1943 in Innsbruck, + 14.1.2020 in Innsbruck)

Roland Jordans Leben war von Anfang an nicht auf Rosen gebettet:
Mitten im Zweiten Weltkrieg geboren, wuchs er zusammen mit zwei Brüdern in bescheidenen Verhältnissen in Innsbruck auf. Der Vater kehrte aus dem Krieg nicht mehr heim, so war es für die Witwe in der Nachkriegszeit schwer, drei Söhne alleine aufzuziehen.
Bei Roland zeigte sich schon früh ein ausgeprägtes Interesse für die Musik, in die er schon mit acht Jahren durch den Unterricht eines Tiroler „Wander-Zitherlehrers“ eingeführt wurde. Der erste Lehrer August Schiener brachte dem musikalischen Schüler die Grundkenntnisse des Zitherspiels bei und bald konnte er Lieder und Weisen auf einer geschenkten kleinen Zither bei Hauskonzerten vortragen. Neben seiner schulischen Ausbildung an der Handelsakademie und später neben seinem Beruf als Bankangestellter studierte er am Innsbrucker Konservatorium bei Prof. Peter Suitner, der schon früh der Zither – die damals vorwiegend in der Volksmusik beheimatet war – innovative Wege mit neuen Kompositionen und mit Bearbeitungen aus der Alten Musik erschlossen hat. Als Zithersolist wurde Roland Jordan bekannt und zu Konzerten im In- und Ausland eingeladen. Rundfunksendungen und Schallplattenaufnahmen folgten. Bei zahllosen Auftritten bot er ein umfassendes Repertoire, neben den klassischen Komponisten der Zithermusik (Grünwald, Haustein, Schneider etc.) spielte er auch Bearbeitungen von Alter Musik und Werken aus der Klassik und Romantik sowie Lieder des Tiroler Musikers Sepp Weidacher. Auch das Gitarrenspiel faszinierte ihn, das er noch als Erwachsener erlernte und damit seine musikalische Arbeit bereicherte. In seiner Familie konnte er – Vater von zwei Töchtern – die Begeisterung für das Instrument Zither seiner Tochter Isolde, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Harald Oberlechner am Tiroler Landeskonservatorium unterrichtet, weitergeben.
Die Pflege und Weiterentwicklung der Zither war Roland Jordan ein großes Anliegen. Liebevoll kümmerte er sich um jedes alte, noch so kleine Instrument und ließ es restaurieren, um es für Interessierte spielbereit zu machen. Bei Kontakten zu Musikern und Instrumentenbauern – vor allem in Ostdeutschland – suchte er unermüdlich nach neuen Möglichkeiten für die Zither, um ihr neben der Volksmusik den Zugang zu anderen Musikbereichen zu öffnen und ihr mehr Anerkennung in der allgemeinenMusikweltzuverschaffen.

Roland Jordan war auch der Poesie sehr zugetan, schon in jungen Jahren verfasste er Gedichte, die er bei Lesungen und Konzerten vortrug. Seine Musikalität prägte seine Lyrik, mehrere Lyrikbände geben Einblick in sein literarisches Schaffen. Die Verbindung von Literatur und Musik stellte er sich zur Aufgabe, die er als langjähriger Präsident der Innsbrucker Vereinigung „Turmbund – Gesellschaft für Literatur und Kunst“ immer wieder bei Veranstaltungen verwirklichte. Dabei unterstützte ihn auch seine Frau Margit, die ihm als Programmchefin, Lektorin und Geschäftsführerin des Vereins den Rücken freihielt für seine musikalische und literarische Arbeit. Mit der beliebten sonntäglichen Matineen-Reihe, dem Konzertcafé im Hofgartencafé, später im Hotel „Grauer Bär“ in Innsbruck, wurde eine gelungene Symbiose von Literatur und Musik geschaffen: Seit 1984 stellt es ein einmaliges Veranstaltungsformat dar, ein Forum für viele Kunstschaffende und deren interessiertes Publikum. Hier konnte sowohl Tradiertes als auch Neues aus Literatur und Musik erprobt werden. Dank seiner Vortragskunst und Rednergabe war Roland Jordan als Moderator bei zahlreichen Veranstaltungen im Einsatz und als Förderer seiner Künstlerkollegen unermüdlich tätig.

Mit seinem vielfältigen Wirken und integrativ-ausgleichenden Wesen hat Roland Jordan in unserer schnelllebigen Zeit vielen Freunden der Literatur und Kunst unvergessene Eindrücke und Erlebnisse geschenkt. So wird er den Musik- und Literaturbegeisterten in dankbarer Erinnerung bleiben.

Innsbruck, 23.3.2020 Familien Jordan und Oberlechner

Roland Jordan (Bildnachweis: Familie Jordan, privat)

Die Familien Jordan und Oberlechner haben uns zwei Gedichte von Roland Jordan zur Veröffentlichung auf unserer Website zur Verfügung gestellt:

Erde und Himmel

Abschiedsgedicht ohne Titel

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