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2016_Zither-Mag_1

Müssen wir Sie schon mit Frau Dr. Dr. Kerer ansprechen? Ein Titel reicht. Die neurowissenschaft- liche Dissertation ist fertig, die juristi- sche hat sich ein wenig verzögert, steht aber unmittelbar vor dem Abschluss. Aber in erster Linie verstehe ich mich als Komponistin. Meine anderen Ausbil- dungen mag ich kaum noch erwähnen. Warum? WeilvieleLeutedanndenken,diemacht alles, aber nichts wirklich richtig. Aber ich habe Rechtswissenschaften und Psychologie studiert, weil beides mich interessiert, und nie einen Gedanken daran verschwendet, ob mir die Titel später nützlich sein könnten. Ich habe während der langen Studienzeit auch viel komponiert. Manche Werke wären nicht entstanden, wenn mir die Inspi- ration durch diese Fächer gefehlt hätte. Schwer vorzustellen, dass das Studium der Rechte anregend wirkt. Was hat Jura mit Komponieren gemein? Das analytische Denken beispielsweise. Das Römische Recht ist für mich ein philosophisches Gebiet, sehr logisch aufgebaut, eins führt zum anderen. Das Immer-Wieder-Wenden von Gedan- kengängen finde ich im Komponieren wieder. Außerdem hat mich vieles, was ich erfahren habe, inspiriert. Im Mit- telalter wurden die Gesetze gesungen, damit die Menschen sie sich merkten. Lesen konnten sie nicht. Das finde ich spannend. Oder dass im italienischen Strafrecht noch seltsame Gesetze zu Bigamie oder obszönen Gesten in der Öffentlichkeit stehen. Abgesehen davon, dass ich es erstaunlich fand, dass es die- se Gesetze überhaupt noch gibt, habe ich versucht, sie in Musik umzusetzen. Was ist daraus entstanden? Ein Streichsextett. Und die Parallelen zur Psychologie? Meine Werke haben oft mit Neuronen oder Gehirn zu tun, im Hintergrund INTERVIEW |21

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