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2016_Zither-Mag_1

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz Ein Südtiroler Musik-Erzähl-Projekt für Stimme, Flöte, Zither und Elektronik Flöte, Zither und der groovi- ge Beat der Computerzuspie- lung sind gerade verklungen, da startet Reinhilde Gamper erneut die Tonspur auf dem Notebook: Ein dumpfer Klang erklingt und erfüllt den Raum. Reinhilde steigt mit der Zither ein, spielt, reißt Saiten an, lässt Akkorde klin- gen – und dann beginnt Hei- ke Vigl zu erzählen: „Sie stand ganz oben am Gipfel des Megon de Megoyes und blickte in die Ferne. Im Süden konnte sie die gro- ße Ebene erkennen und im Norden ragten die gläsernen Berge. Im Westen brauten sich Gewitterwolken zusam- men und im Wind flatterten ihr rotes Gewand und ihre schwarzen Haare.” Ihre Worte breiten sich auf dem Klangteppich aus, ver- mischen sich mit ihm, spie- len mit ihm. Der Klangtep- pich wird immer dichter und schafft eine dunkle, geheim- nisvolle Stimmung. Langsam verklingt er, die Erzählstim- me bleibt übrig und trägt die Geschichte weiter. Seit einigen Jahren arbeiten die Erzählerin Heike Vigl und die Musikerin Reinhilde Gamper erfolgreich zusam- men. Ihr Ziel ist es, Erzähl- stoffe mit Musik zu verwe- ben. Dabei sind sie ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. So rea- lisierten sie bereits 2011 das Musik-Erzähl-Projekt Spie- gelwelten mit Manuela Kerer. Die Inspirationsquelle für ihr neuestes Musik-Erzähl- projekt Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Eben- holz ist der Faneszyklus aus den Dolomiten. Heike Vigl, von der Sagenwelt der Do- lomiten fasziniert, griff den Erzählstoff auf und wählte nach eingehendem Quel- lenstudium Episoden, Mo- mente, Begebenheiten und Figuren aus dem Sagenzyk- lus aus, formte sie zu einer Geschichte. Fragmente dar- aus bildeten die Grundlage für die Komposition Chris Hallers. Der Sterzinger (Südtirol) lebt als Musiker, Komponist und Produzent in München. Seine Idee war es, die Er- zählung wie einen Film zu vertonen und so einem ur- alten Mythos, einer uralten Kunstform eine neue, mo- derne Ausdrucksmöglichkeit zu verleihen, sozusagen Kino für die Ohren zu schaffen. Es entstand eine Komposi- tion, die moderne Medien und Studiotechnik verwen- det und mit konventionel- ler Komposition verbindet. Dabei ist der Einsatz von moderner Technik so dezent und feinfühlig, dass sich diese uralte Geschichte, die Klangvielfalt von Flöte und Zither und die elektroni- schen Klänge zu einem wun- derbaren Ganzen zusam- menfügen, sich ergänzen. Das Musik-Erzähl-Projekt konnte von den Künstle- rinnen bereits einige Male aufgeführt werden. Unter anderem auch beim Interna- tionalen Erzählkunstfestival im vergangenen September in Rom. Jedes Mal ließ sich das Publikum gefangen neh- men von diesem außerge- wöhnlichen Hör- und Klan- gerlebnis. Reinhilde Gamper Neues Projekt: Heike Vigl, Reinhilde Gamper, Chris Haller. Fotos: Haller, privat ZITHER SZENE |59

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