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2016_Zither-Mag_1 - Selbstporträt

Heiß geliebte Tradition

Es ist der erste Adventssonntag. Wir sitzen nach drei „Hutznobenden“-Tagen im Auto und gratulieren uns zum ge- lungenen Beginn unserer mittlerweile 18. gemeinsamen musikalischen Weih- nachtszeit. Ein schönes Gefühl – wir sind mitten drin. Mitten im Weihnachts- land „Arzgebirg“ mit seinen Liedern, Stücken und seiner einzigartigen Weih- nachtsstimmung. Die anspruchsvollen, melodiösen Stücke Curt-Herbert Rich- ters, die den Zuhörern den Charme des Erzgebirges auf unverwechselbare Weise nahebringen, haben wir nicht verlernt. Erzgebirgskomponisten werden oft be- lächelt. Anton Günther (1876-1937) hat das Liedgut des Erzgebirges mit seinen Melodien und Texten maßgeblich beein- flusst. Jeder kennt mindestens ein Lied von ihm: Das „Feierobnd-Lied“. Günther war Volkssänger mit Leib und Seele. Die Liebe zu seiner Heimat brachte er in seinen mehr als 130 Liedern und Texten zum Ausdruck. Mit seiner Gitarre zog er durch die Lande. Sein Grab im böhmi- schen Boží Dar ist ein Wallfahrtsort für Fans aus Deutschland und Tschechien. Ein anderer Komponist, Curt-Herbert Richter (1898-1974), stammte aus einer Musikerfamilie. Er war Zithervirtuose, Tanzmusiker (Saxophon) und Kompo- nist in einer Person. Das Zusammentreffen mit Anton Gün- ther in den Zwanzigerjahren besiegelte seinen Entschluss, sich der Erzgebirgs- musik voll und ganz zu widmen. Fortan spielte er in verschiedenen Gruppen und verlangte von sich und allen, mit denen er musizierte, eine äußerst hohe musi- kalische Qualität. Er komponierte ca. 70 Stücke und Lieder. Die DDR-Zeit war weder für die Zither noch für Richter för- derlich. Feierte er anfänglich noch Erfol- ge und trotzte mit seiner unangepassten Art dem Regime, so sah er später das Ver- schwinden der Zitherlehrer-Ausbildung an den Hochschulen in den Siebzigerjah- ren mit Sorge. Die Ausbildung auf Volks- musikinstrumenten wurde zugunsten der klassischen Instrumente wie Violine, Klavier immer mehr zurückgedrängt. Wir sehen es heute als ein besonderes Glück an, aus dem reichen Repertoire beider Komponisten zu schöpfen und deren Tradition immer wieder mit neu- em Leben zu erfüllen. Aber wie kamen wir selbst im Alter von sieben Jahren in einem so ungünstigen Umfeld dazu, ein Instrument wie Zither zu lernen? Ich,Birgit,wolltealsSiebenjährigegerne in die Musikschule gehen. Als ich nach den Instrumenten unseres Haushalts gefragt wurde, zählte ich auch die von meiner Mutter geliebte, aber nie gespiel- te Zither mit auf. In der Aufnahme-Jury saß meine spätere Lehrerin Waltraud Al- Heiß geliebte Tradition Birgit Weber und Tobias Duteloff widmen sich der Musik aus dem Erzgebirge Curt-Herbert Richter trotzte anfangs dem DDR-Regime Tobias Duteloff und Birgit Weber empfinden es als glücklichen Umstand, aus dem reichen Repertoire der Komponisten aus dem Erzgebirge schöpfen zu können.. Foto: N. Korb 44 | SELBSTPORTRÄT

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