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2016_Zither-Mag_1

me an zu singen. Murat Bay und Ebube- kir Ünlü begleiten ihn auf der Bag ˘lama. Sie sind ein eingespieltes Team, die Zu- gabe ist improvisiert. „Bei der Bag ˘lama gehören Gesang und Musik zusammen, Improvisation ist ganz wichtig“, sagt Murat Bay. Seit Jahrhun- derten handeln die Texte von den Gege- benheiten der Leute. Texte und Musik wurden lange Zeit nicht aufgeschrieben. Erst im 19. Jahrhundert kam das Mu- sizieren nach Noten auf. Heute lernen Murat Bays Schüler an der Musikschule in Offenburg das Spielen nach Noten, etwa die Hälfte seiner Schüler ist inzwi- schen weiblich. Der traditionelle Zugang zur Musik ist erhalten geblieben. Ein Musiker ist dann gut, wenn er sich selbst durch das Instrument auszudrücken ver- steht. Am Anfang kostet es Überwindung, seine ganze Seele in das Spiel zu geben, aber mit der Zeit lernen es die Spieler. „Bei uns heißt es allzu oft, Hauptsache die Technik stimmt, dann ist man gut“, sagt Birgit Fuchs. Sie findet es spannend, mit Vertretern unterschiedlicher Kultu- ren zu arbeiten. Die Workshop-Teilneh- mer sagen: „Es hat Spaß gemacht“ oder „es macht Laune, noch mehr zu machen“. Erdal Tasar würde gerne bei Birgit Fuchs Zitherunterricht nehmen und bedauert, dass sie nicht in Offenburg, sondern in Bad Waldsee unterrichtet. Auf jeden Fall weitermachen möchten die vier Anfän- gerinnen, die erstmals das Zitherspielen bei Nicole Dietsche ausprobieren konn- ten. „Ich habe den Eindruck, dass alle vier richtig angebissen haben“, sagt sie. „Die Frauen wollen sich einen Lehrer in ihrer Gegend suchen und eventuell mal an einem Wochenende zur mir kommen, um das Gelernte zu festigen und zusam- men zu musizieren.“ Am Anfang kostet es Überwindung, seine ganze Seele ins Spiel zu geben Eine runde Sache ist auch das Konzert am Abend in der Musikschule. Bereits das Wochenende davor haben unter der musikalischen Leitung von Birgit Fuchs und Murat Bay acht Zitherspielerinnen, drei Bag ˘lama-Spieler, der Musikleh- rer Jean Marie Angster an der Gitarre und Ali Memedowsky an der arabischen Trommel Tarabuka, gemeinsam geübt. Kurz vor Konzertbeginn um 20 Uhr wird nochmal geprobt. Die Nervosität wächst, ob alles funk- tioniert wie geplant. Tatsächlich sind die 80 Stühle in dem kleinen, mit ei- ner guten Akustik ausgestatteten Kon- zertraum bald mit Besuchern besetzt. Die Zithergruppe eröffnet zusammen mit Jean Marie Angster und Ali Me- medowsky das Konzert. Die Tarabuka, die häufig in der Weltmusik verwendet wird, gibt mit ihrem trockenen Klang dem Zitherspiel einen ungewohnt fetzi- gen Rhythmus. Sie passt wunderbar zur Alten und Neuen Musik. „Die Trommel find ich spitze“, schwärmt Nicole Diet- sche. „Verrückt, was man alles an Ge- räuschen herausholen kann.“ Birgit Fuchs nickt leicht mit dem Kopf, wenn Ali Memedowsky trommeln und wenn er aufhören soll. „Er ist unendlich aufmerksam“, sagt sie und lobt zugleich das große Engagement der Zitherspie- lerinnen und des Gitarristen. Alle Stü- cke wurden in kurzer Zeit einstudiert. Im zweiten Teil des Abends steht Murat Bay an der Bag ˘lama im Mittelpunkt. Zusammen mit Wilfried Puhl am Piano und Ali Memedowsky an der Tarabuka taucht er ein in einen komplett ande- ren Musikstil. Sie spielen virtuos eigene Kompositionen, angelehnt an Jazz und die Musik des Orients. In der Pause gibt es Torten sowie süße und salzige Teilchen, gebacken von Murat Bays Ehefrau Gülsevin. Das Pu- blikum greift begeistert zu. Die Bag ˘la- ma-Spieler bedauern, dass ihre Famili- en und Freunde just an diesem Samstag auf Hochzeiten eingeladen sind. Ge- Caver Yasar, Ebubekir Unlü und Murat Bay (v. l.) singen, spielen und improvisieren ein anatolisches Lied. Die Zitherspielerinnen, im Vordergrund Carla Hanser (links) und Brigitte Hergesell, schaffen es problemlos, auf der Baglama „Alle meine Entchen“ zu spielen. 40 | REPORTAGE

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