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2016_Zither-Mag_1 - Profil

Die Perfektionistin - Tinka Vukic

Eigentlich wollte Tinka Vukic ˇ Har- fe lernen. Das sagte sie auch dem Leiter der Musikschule. Der nickte zustimmend, bedauerte, zufällig ge- rade keine echte Harfe im Haus zu haben und schlug der Achtjährigen vor, es doch mit einer „Harfe auf dem Tisch“ zu versuchen. Tinka inspizierte das seltsame Instrument. „Okay, das geht auch“, entschied sie dann. Inzwischen ist sie nicht nur eine ausgezeichnete Zither- spielerin, die regelmäßig kon- zertiert, sondern auch eine hervorragende Pädagogin, die ihre Schüler eindrucksvoll zu motivieren weiß. Das wurde während des 6. Internationalen Wettbewerbs in München 2015 deutlich: Zala Jakhel und Neza Simoncic ernteten mit souve- ränen Auftritten die Preise in den Nachwuchsförderpreis-Ka- tegorien II und IV. Tinka Vukic ˇ, 1987 in Brežice/ Slowenien als Tinka Budic ˇ ge- boren, stammt aus einer sehr musikalischen Familie. „Wir hatten immer Musik im Haus, gesungen wurde fast unent- wegt“, sagt sie. Und lacht, als sie sich daran erinnert, wie die Geschwister den Musikunterricht jeglicher sportli- chen Betätigung vorzogen. Aber trotzdem: Nach vier Jah- ren Zither reichte es Tinka, die ewige Volksmusik lang- weilte sie. Aber eine andere Stilrichtung schien es für das Instrument nicht zu geben. Der Vater freilich wollte vom Aufhören nichts wissen und beharrte auf einer Fortset- zung des Unterrichts. Zum Glück, denn 2004 meldete ihre Lehrerin Tinka zum 1. Internationalen Wettbewerb in München an. Die junge Slowenin entdeckte begeistert das Pflichtstück für den Nachwuchsförderpreis, „lungo il mare“ von Peter Kie- sewetter. „Das hat meine innersten Seiten berührt, ich verstand plötzlich, wie wichtig Gefühle für Interpretatio- nen sind.“ Überhaupt fühlte sie sich in MünchenwieaufeinemanderenPlane- ten. „Das war eine neue Welt für mich: endlich andere Zitherspieler, die keine Volksmusik, sondern Alte und Neue Musik spielten. Das hatte ich gesucht.“ 2006 begann sie in München zu stu- dieren und bald auch regelmä- ßig zu konzertieren. Nicht nur in Slowenien, sondern auch in Deutschland, Kroatien, Tsche- chien oder Finnland. Längst fühlt sie sich nicht mehr ein- geengt vom Image eines Volks- musikinstrumentes. Die Zither biete so viele Klangfarben, so viele Möglichkeiten, Musik und Emotion zu verknüpfen – „das ist ungeheuer inspirierend“. Inzwischen unterrichtet sie 27 Stunden, verteilt auf zwei Mu- sikschulen und 20 Schüler. Ei- gentlich zu viel, sagt sie. Und erzählt, dass sie es schwierig finde, jedem einzelnen gerecht zu werden, jeden mit genü- gend mitreißender, die eigene Fantasie anregender Energie auszustatten, ohne ihn aber zu überfordern. Die richtige Balance zu finden, gleiche einer Gratwanderung in manchmal winzigen Schritten. „Da gibt es kein Rezept, aber das macht den Unterricht spannend.“ Regelmäßig schickt sie ihre Schützlinge zu Wettbewerben, auch wenn es oft kein Spaß für ein Kind ist, so lange an einem Programm zu arbeiten. Und das mit einer Lehrerin, die, wie sie selbst einräumt, eine Perfektionistin ist. „Ich habe sehr hohe Erwartungen und bin eigentlich nie zufrieden.“ Aber das scheint den Schülern nicht zu schaden, sonst würden sie wohl kaum so selbstbewusst und stark ihre Wettbewerbsauftritte bewältigen. Sabine Reithmaier / Foto: Nataša Kalin Die Perfektionistin Tinka Vukic ˇ, Zitherlehrerin in Slowenien, versteht es meisterhaft zu motivieren PROFIL | 67

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