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2016_Zither-Mag_1

Gedenken Wissen Kein Weg zu weit Der Davoser Zitherspieler Konrad Stocker ist gestorben Konrad Stocker, am 21. Februar 1929 geboren, ist in Davos (Kan- ton Graubünden, Schweiz) mit zwei Schwestern aufgewachsen. Schon in der Lehre spielte er Zither und nahm Unterricht bei Anton Smetak. Später arbeitete er 34 Jahre im Kurverein Davos als Obergärtner. Im Nebenberuf besuchte er 1981 den B-Lehr- gang in Trossingen und schloss diesen mit Bravour ab. InDavosgaberJugendlichenUnterrichtundleiteteeineGruppe von zehn Zitherspielern. Für seine ca. 50 Schüler war ihm der Weg nie zu weit, er tourte vom Bodensee über Zürich bis in die Innerschweiz. Dann begann er Seminare durchzuführen, erst in Scharans (GR), dann mit verschiedenen Lehrern in Tschierv, Münstertal und später drei Jahre in Pany (GR) mit Frederic Jenniges. Zusammen mit seiner Frau Edith fand er ein neues Seminarhaus in Walzenhausen. Lehrer waren dort anfangs An- gelika Stingl, später Frederic Jenniges, Helga Heinkel, Gerhard Wunderlich und Nicole Dietsche. Das Seminar mit Johannes Popp und Nicole Dietsche in diesem Jahr ist bereits der 18. Kurs. Erwähnenswert ist, mit welcher Leidenschaft er viele Noten von Hand geschrieben, bearbeitet und mit Alt und Bass ergänzt hat. Er hat für die Zitherwelt viel geleistet, war sehr bescheiden und hatte ein gutes Herz. Langsam wurde er schwächer. Dank Frau und Sohn Rico konnte er bis zu seinem Tod am 29.Dezember 2015 zu Hause sein. Ich werde ihn vermissen. Elvira Marmet-Stocker Eine bunte Geschichte Jane Curtis erzählt, warum sie alte Noten bearbeitet In amerikanischen Schulen gab es in meiner Kindheit einen wunderbaren Schatz: Das goldene Buch beliebter Lieder. Darin enthalten waren Lieder aus der Hei- mat und aller Welt, Musik für jeden Geschmack und jede Gelegenheit. Darunter befand sich auch das alti- rische Lied Piping Tim of Galway, das von einem Du- delsack-Pfeifer handelt. Als sich die muntere Weise in meinem Kinderhirn einpräg- te, ahnte ich nicht, wo und wann sie wieder auftauchen würde. Das passierte Jahrzehnte später in Norwegen. Ich war zu einer norwegischen Freundin in die Berge auf ihre Sommeralm gefahren. Während ich meine Zither auspackte, nahm sie schon ihre Gitarre und begann zu spielen. Ich wunderte mich, die unverkennbaren Töne von Piping Tim of Galway zu hören − fast identisch in Form und Lauf mit der Version, die ich kannte. Mei- nen Zitherring eilig auf den Daumen aufsetzend, har- monisierte ich mit, spielte das Lied, wie ich es kann- te. „Woher hast Du dieses Lied?“ fragten wir uns dann gegenseitig. Wir einigten uns dann darauf, dass die Melodie mit den Wikingern über die Nordsee auf die bri- tischen Inseln gelangte, um später mit Auswanderern nach Amerika zu reisen. Die einfache Melodie hatte also 1000 Jahre, tausende Meilen übersprungen. Noch einer anderen alten Bekannten bin ich irgend- wann wiederbegegnet: einer sehr alten Melodie aus Dä- nemark, DayIsDying, in der englischen Überlieferung. Ein langsames traumhaftes Schreiten von Halb- und Viertelnoten im Dreiviertel- takt, weder Dur noch Moll, sondern Modal (Dorian). Die Verwandtschaft mit der mittelalterlichen englischen Ballade Scarborough Fair ist beim ersten Hören zu er- kennen. Scarborough, an der nordöstlichen Küste Eng- lands gelegen, wurde von den Wikingern dreihundert Jahre lang immer wieder heimgesucht. Skandinavier waren unter den Kaufleuten, die zwischen 1254 und 1788 den berühmten Scarborough Fair alljährlich besuchten. Die Ballade, die wir heute kennen, erschien schon vor 1600 und wurde irgendwann zur alten Melodie gesetzt. Was mich zur Bearbeitung dieser alten Bekannten für Zither getrieben hat? Die Schönheit der Musik, ihre bunte Geschichte, die immer noch lebendige Verbindung zwischen den alten Zeiten und der Gegenwart. Engagierter Zitherspieler Manfred Lauer nach langer Krankheit gestorben Unser Mitspieler und Zitherfreund Manfred Lauer ist am 21.Ok- tober 2015 nach langer, schwerer und geduldig ertragener Krankheit gestorben. Er wurde 78 Jahre alt. Drei Jahre haben wir auf ihn gewartet, weil er doch unbedingt wieder Zither spielen wollte, sowohl bei seinen Illtalern, deren Vorsitzender er war, als auch im Landeszitherorchester-Saar. Drei Jahre hat ihn dieser unbedingte Wunsch, wieder Zither zu spielen, am Leben erhalten. Aber es sollte nicht sein. Manfred Lauer wirkte 20 Jahre im Zitherverein Merchweiler mit. Seit 2003 spielte er mit dem Illtaler Zitherensemble und von 2007 bis Ende 2013 im LZOS. In beiden Ensembles hinterlässt er eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Wir trauern sehr um ihn und werden ihn in bester Erinnerung behalten. Hans-Dieter Speicher Konrad Stocker unterrichtete und organi- sierte viele Seminare. Foto: privat ZITHER SZENE |65

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