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2016_Zither-Mag_1 - Repertoire

Suite Nr. 1 in a-Moll

Robert de Visée Suite Nr. 1 in a-Moll Die Herkunft des Lautenisten, Theorbisten, Gambenspielers, Sängers und Komponisten Robert de Visée (* um 1660; † 1732) wird im portugiesischen Kulturkreis vermu- tet. Um 1680 kam er als Kammermu- siker an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. 1682 erschien das erste, 1686 das zweite der Livres de pièces pour la guitare, dédiés au Roy mit insgesamt zwölf Suiten. Deren ers- te hat der Preissler-Verlag in einer Zithertranskription Georg Glasls her- ausgegeben. | Berühmter Gitarrist | 1695 erhielt de Visée den Titel guitarriste du Roy (Königlicher Gitarrenspieler); 1709 trat er als Sänger dem königlichen Kammerchor bei. 1716 veröffentlichte er seine Pièces de Theorbe et de luth mises en Partition Dessus et Baße, eine Sammlung von Bearbeitungen seiner Theorben- und Lautenkom- positionen für obligate Stimme und Basso Continuo. Sein Name wird bis zu seinem Rücktritt als Gitarrist 1732 in den Aufzeichnungen des Versailler Hofes erwähnt. Noch im selben Jahr stirbt er. | Menuett fehlt | Die Suite in a-Moll besteht aus einem Prelude, dem sich zunächst die beiden obligatorischen Satzpaare Allemande/Courante und Sarabande/Gigue anschließen. Es folgen drei Fakultativ-Sätze: Passacaille, Gavotte mit Double und Bourée. Im Gegensatz zur spätba- rocken Suite, in der ein bis drei Fakultativ-Sätze regelhaft zwischen Sarabande und Gigue eingestreut werden, scheint Robert de Visée diese Tänze von der Tradition abweichend bewusst ans Ende zu stellen. Merkwürdigerweise fehlt auch das Menuett und damit der Lieblingstanz des französischen Sonnenkönigs. | Zweiteiliger Suitensatz | Alle Sätze (mit Ausnahme des Präludiums und der Passacaille) sind als zweiteiliger Sui- tensatz konzipiert, jener Form, die sich im Hochbarock europaweit durchzusetzen begann. Schon das Prelude fällt durch seine Vielfalt auf engstem Raum aus dem Kontext zahlloser einförmiger Präludien heraus: Nach vier Takten typisch toccatenhafter Dreiklangs- brechung folgt ein achttaktiger Ab- schnitt mit einer raffinierten rhyth- mischen Verzahnung zweier polyphon geführter Stimmen, ehe unvermittelt auf den Vierviertel- jetzt ein Dreivier- teltakt den zweiten Teil bestimmt. In den Takten 15 bis 17 fällt der chroma- tische harte Bassdurchgang (passus duriusculus) von e nach H auf, wäh- rend der Fortgang des Satzes mit Hil- fe von Sequenzen nach a-Moll wieder zurückfindet. | Archetypisch | Die mit einem punk- tierten Auftakt beginnende Alleman- de folgt dem archetypischen Har- monieschema vom Grundton zur Un- terquarte, allerdings in einer 14- statt der üblicheren 12- bzw. 16-taktigen Anlage. Entsprechend unregelmäßig ist auch der 18-taktige Bau des zwei- ten Teils. Die im Dreiertakt gehaltene schnelle Courante folgt dem gängigen 8-taktigen Schema und ist ebenfalls durch den harmonischen Zug von a nach e bestimmt. Der besondere Reiz dieses Satzes besteht in seiner rhythmischen Doppeldeutigkeit, die rasche Wechsel zwischen Dreihalben und Sechsviertel ermöglicht. | Untypischer Auftakt | Die knapp gehaltene Sarabande ver- zichtet auf die typische Betonung der zweiten Zählzeit des Dreiertaktes und orientiert sich stattdessen an einer fast durchgängig beibehaltenen Punktierung des ersten Vier- tels. Der englische Tanz, die Gigue, hier im Dreivierteltakt, beginnt mit einem originellen und für die Gigue eher unty- pischen Auftakt, der im weiteren Verlauf motivbildend wird. Die Verwandtschaft des älteren Satzpaares reflektierend, greift de Visée den punktierten Rhythmus der Sarabande wieder auf und fügt ihn in das Satzgefüge ein. Die vier- taktige Passacaille, die aus Molltonika, Dursubdominante und einer authentischen Kadenz besteht, wird in sieben Couplets leicht abgewandelt, ehe sie wieder zur Urgestalt zurückkehrt. Die letzten beiden Sätze sind stellenweise akkordisch ungewöhnlich dicht gehalten und betonen den eher ernsten Charakter dieser reich ausgestalteten Suite. Fredrik Schwenk Robert de Visée Suite Nr. 1 in a-Moll (1682) für Konzertzither mit Tabulaturfaksimile aus: „Livre de Guitarre dédie au Roy" 1682 Studioreihe Zither, Band 12 Schwierigkeitsgrad: 3 bis 4 Josef Preissler Musikverlag München Verlagsnummer: JP6530 Preis: 12 Euro 50 | REPERTOIRE

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