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2016_Zither-Mag_1

ständigen Platz erarbeitet. Neben die- sen Entwicklungslinien, die den Beitrag strukturieren, sich aber angesichts der Komplexität kompositorischen Schaf- fens auch immer wieder überschneiden, unternehme ich auch einen kleinen Ex- kurs bezüglich der Notwendigkeit, die Zither konzeptionell in das Konzertle- ben einzugliedern. Um die Funktion und Position des In- struments darzustellen, beschränke ich mich weitgehend auf die zeitgenössische Kammermusik. Den Begriff Kammermu- sik verstehe ich hier im ursprünglichen Sinne, verwende ihn also für instrumen- tale und vokale Musik, deren Besetzung auf kleine bis mittelgroße Räume be- schränkt bleibt. Darunter fällt auch So- loliteratur, da die Zither von der Anlage her bevorzugt als Soloinstrument einge- setzt wird. Des Weiteren ziehe ich einige wenige Beispiele bedeutender Orches- ter- und Bühnenwerke heran, um in der Bandbreite zeitgenössischen Komponie- rens für Zither stringente Entwicklungs- linien aufzeigen zu können. Den Einsatz der Zither in Musiktheater und großen Orchestern beleuchten eigene Beiträge in späteren Ausgaben des Magazins. Kagel war der erste renommierte Komponist, der für Zither schrieb Mauricio Kagels Charakterstück Nr. 3 aus Programm. Gespräche mit Kammer- musik für Zitherquartett aus dem Jahre 1971 markiert in gewisser Weise den Anfangspunkt in der zeitgenössischen Kammermusik mit Zither. Erstmals hatte ein renommierter Komponist für Zither geschrieben. Bis dahin hatten fast ausschließlich Zitherspieler für ihr In- strument komponiert. Eine der wenigen Ausnahmen war der Reger-Schüler Gott- fried Rüdinger, der in den Zwanzigerjah- ren kleine Charakterstücke für Zither solo und Zithertrio sowie Volksliedbear- beitungen mit Zitherbegleitung schrieb. Rüdinger lehrte Musiktheorie an der Akademie für Tonkunst, heute Hoch- schule für Musik und Theater in Mün- chen, war der alpenländischen Volksmu- sik und dem Instrument sehr verbunden und geißelte in offenen Briefen und Ar- tikeln in den damals weit verbreiteten Zitherzeitungen die mangelhafte Qua- lität der Zitherliteratur. Außer nicht zu verachtenden guten, alten volkstümli- chen Märschen und Tänzen enthalte sie „nur wenige Zufallstreffer des einen oder anderen, oft begabten, aber nicht genü- gend kompositionstechnisch geschulten Zitherkomponisten. Umso bedenklicher ist der Reichtum an Nieten: Salonstücke im Stile des ‚Gebet einer Jungfrau‘, skla- vischen und fantasielosen Nachahmun- gen klassischer Sonaten und Sonatinen oder den neuerdings so beliebten, aber meistens pietätlosen Übertragungen Ungewöhnliches Konzept, ungewöhnliche Musik: Die Uraufführung von Peter Kiesewetters „Marienleich” auf dem Platz vor der Münchner Frauenkirche begann um 5 Uhr früh und endete um 22 Uhr. Foto: Daniel Wollstein INNENANSICHT |27

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