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2016_Zither-Mag_1 - Repertoire

Balloon-Vier Studien für Zitherensemble

Oliver Kälberer Balloon – Vier Studien für Zitherensemble Der als Gitarrist und Instrumen- talpädagoge wirkende Oliver Käl- berer (*1964) tritt seit vielen Jahren auch als Komponist in Erscheinung. Seine vier Studien, zusammengefasst unter dem assoziativen Titel „Bal- loon“, entstanden 1999 ursprünglich für Zupforchester und wurden spä- ter, spieltechnisch betreut von Georg Glasl, für Zitherensemble in Quar- tettbesetzung bearbeitet. Kälberer entwickelt in diesen Etüden, die auch einzeln als Konzertstücke aufführbar sind, dezidiert pädagogische Ansät- ze, die der Verbesserung des Zusam- menspiels sowie der aufmerksamen Kommunikation im Ensemble dienen sollen. | Gelenkte Improvisation | Der „Noten- text“ der ersten Studie besteht haupt- sächlich aus verbalen „Regieanwei- sungen“, denen ein kurzes, ausnotiertes Beispiel beigefügt wurde, um die musikalische Idee des Stücks zu veranschauli- chen. Ein gemeinsam intonierter, regelmäßiger Puls auf dem Ton „a“ bildet dabei die Basis für eine differenzierte Gruppe- nimprovisation. Nach und nach werden dem Ostinato weitere Töne im Offbeat hinzugefügt. Das Geschehen gestaltet sich in der Folge immer ausgedehnter, dichter und vielfältiger, bis die Musik am Ende bogenförmig auf den Anfangsklang zu- rückgeführt wird. Indem jeder Spieler dem Gegenüber genau zuhört und sich verantwortungsvoll auf das Vorhergehende bezieht, entwickelt das Ensemble untereinander eine wech- selseitige, gleichberechtigte Kommunikation. | Hamsterrad und Vogelschwarm | Die zweite Nummer („Ak- zente & Verschiebungen“) ist komplett ausnotiert und be- ginnt in allen vier Stimmen unisono mit einem Pattern in schnellen Achteln. Ausschnitte aus der Ganztonleiter stel- len hier das musikalische Grundmaterial dar. Wie in einem Hamsterrad werden die Figuren kontinuierlich wiederholt und erfahren im Verlauf vielfältige Veränderungen. So ver- schieben sich im 4/8-Takt die Schwerpunkte, indem in al- len Stimmen Akzente an unterschiedlichen Stellen gesetzt werden. Darüber hinaus werden zusätzliche Töne und dy- namische Variationen eingefügt, die das Geschehen ähnlich wie in einem Vogelschwarm ruckartig in eine andere Richtung lenken oder elastisch hin- und herbewegen. | Wechselgesang mit Raumwirkung | Die dritte Studie besteht im Kern aus einer einstimmig fließenden, weit ge- spannten melodischen Linie in regel- mäßigen Achteln. Die unregelmäßi- gen Phrasen dieser Monodie werden auf einzelne Instrumente solistisch aufgeteilt. Abgeleitet von einer ein- zigen, langgezogenen Linie entsteht so ein raumgreifender, polyphoner Wechselgesang. Eine besondere spiel- technische Herausforderung besteht vor allem darin, genau mitzuverfol- gen, welcher Spieler wann und wo das Steuer übernimmt, damit die je- weilige Ablösung möglichst nahtlos geschieht. Zusätzlich darf der innere Zusammenhang der Melodie nie aus dem Blickfeld geraten, wobei vorausgesetzt wird, dass sich alle Spieler im wahrsten Sinne des Wortes „einig“ sind und sich um eine höchstmögliche Homogenität in der Klangge- bung bemühen. | Dicht gewebter Teppich | Nach dem poetischen dritten Teil wirkt die lebendige vierte Nummer („Tonrepetitionen & Akzente“) wie eine Symbiose aus den bisher vorgestell- ten Techniken. Zu Beginn knüpfen die Stimmen in flotten Sechzehnteln einen lückenlosen Teppich von Tonrepetitio- nen. Dieser folgt den Gesetzen der Kombinationsrhythmik: Wenn eine Stimme pausiert, übernimmt die andere und um- gekehrt. In der Überlagerung entstehen stetig neue Kombi- nationen dieses Prinzips. Da die Einsätze nicht immer auf die schweren Taktzeiten erfolgen und zusätzlich mit Akzen- ten oder Oktavverdopplungen versehen sind, ergeben sich komplexe, rhythmische Webmuster. Zwischendurch dünnt sich der Satz aus, geht in ein schwebendes Geflecht aus Flageolett-Klängen über. In den geradlinigen Prozessen mit repetitiven, tonal leicht fasslichen Mustern lassen sich die Studien von „Balloon“ stilistisch der Minimal Music zuord- nen. In spieltechnischer Hinsicht stellt das Werk eine loh- nenswerte Aufgabe für jedes Zitherensemble dar, das sein Zusammenspiel optimieren möchte. Leopold Hurt Oliver Kälberer Balloon Vier Studien für Zitherensemble Schwierigkeitsgrad: 3 bis 4 Verlag vierdreiundreissig (München) ISMN M-50098-123-7 Preis: 12 Euro REPERTOIRE |49

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