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2016_Zither-Mag_1

Neuerscheinungen Hommage an Anton Karas Auf den Spuren eines außergewöhnlichen Musikers Um es gleich vorweg zu sagen: Das Buch von Cornelia Mayer und Manfred Hochmeister über Anton Karas, sein Leben vor und nach dem Welterfolg ist weit mehr als nur eine zusätzli- che Veröffentlichung auf den Spuren des Filmklassikers Der dritte Mann. Detailreich gewährt es einen tiefen Einblick in Spieltechnik und Stilistik dieses außergewöhnlichen Musi- kers, der selbst nie eine Note aufschrieb, sondern seine Mu- sik am Instrument entwickelte und immer auswendig spielte. Folgerichtig hat Mayer alle Notentexte von Originalaufnah- men Karas‘ transkribiert. Zum Einstieg werden die Lehrjahre Karas’ und seine Verwur- zelung in der traditionellen Wiener Volksmusik dargestellt, angereichert mit Notenbeispielen, die vom Fiakerlied bis zum Marsch Wien bleibt Wien reichen. Die Autoren liefern genaue Hinweise sowohl zum Freisaitenspiel als auch zu den Finger- sätzen der linken Hand am Griffbrett. Daraus entwickelt sich nachvollziehbar die Systematik des mehrstimmigen Spiels mit Terzen und Sexten, ein Bestandteil des unverwechselba- ren Karas-Klangs. Weitere Merkmale sind etwa das Tremolie- ren langer Töne am Griffbrett, das rhythmische Begleiten mit Bass und Nachschlag in den Freisaiten oder auch das Arpeg- gieren von Akkorden, um die Melodieführung zu unterstüt- zen. Wer sich hineinarbeitet, versteht anschließend die enge Bindung der Wiener Stimmung an diese Art von Musik. Breiten Raum nimmt die Filmmusik zu „The Third Man“ ein. Ausführlich wird deren Entstehungsgeschichte erzählt, dann der von Cornelia Mayer vollständig transkribierte Notentext mit detaillierten spieltechnischen Kommentaren vorgestellt. Hilfreich ist die ebenfalls von ihr eingespielte Lehr-DVD. Was das Buch schmückt, sind die zahlreichen historischen Fotos aus dem kriegszerstörten Wien von 1945, aber auch Studio- aufnahmen von Karas sowie zahlreicher Sequenzen aus dem Film selbst. Weitere Kapitel beleuchten die Filmpremiere, den ungeheu- ren Erfolg, die ersten Langspielplatten und vor allem das völlig veränderte Lebens des Weltstars Karas, den Papst Pius XII. zu einer Audienz empfing und der schließlich in Wien die Weinschänke „Zum dritten Mann“ eröffnete. Interessant sind auch die späteren Kompositionen. Im Buch werden u.a verschiedene Versionen des Zither-Dither/Zither-Ditta/Zither- Fox, des Liebchens oder des Carol Theme transkribiert und spieltechnisch aufbereitet, natürlich ebenfalls nach Original- versionen. Für die meisten Zitherspieler besonders interessant dürfte das letzte Kapitel sein, das sich dem speziellen „Karas-Stil“ widmet. Auch zu diesem methodisch didaktisch aufbereite- ten Kapitel liefert die Lehr-DVD wieder anschauliche Tracks. Beschrieben werden zusätzliche Spieltechniken: das absicht- liche Mitschwingen von leeren Griffsaiten, die Technik des bewussten Wegdämpfens dazwischen liegender Griffsaiten beim mehrstimmigen Griffbrettspiel oder sein Vibrato. Wer also einen tieferen Einblick in das Werk von Anton Karas und die Systematik seiner Spieltechnik und Klangästhetik haben möchte, dem sei dieses Buch sehr empfohlen. Georg Glasl Cornelia Mayer, Manfred Hochmeister Eine Zithermelodie erobert die Welt Der Wiener Heurigenmusiker Anton Karas und seine Zither Eigenverlag der Autoren 2015 www.zitherinthecity.com ISBN 978-3-200-03446-4 Paperback, 288 Seiten mit Lehr-DVD Preis: 48 Euro zzgl. Versandspesen Gar nicht so leicht, sich eine Filmmusik auszudenken: Anton Karas in den Shepperton Studios 1949. Foto: Studiocanals Films LTD, www.studiocanal.co.uk 54 | MAGAZIN

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