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2016_Zither-Mag_1 - Repertoire

Zweites Quartett nach Motiven von Debussy

Gernot Sauter Zweites Quartett nach Motiven von Debussy Gernot Sauters Werkkatalog zählt zu den umfangreichsten der Zithermusik überhaupt. Hin- zu kommt ein weit über 2000 Titel umfassendes Verzeichnis sämtli- cher Bearbeitungen für Zither in den verschiedensten Kammermu- sikformationen. Herausgegriffen sei hier sein zweites Quartett für zwei Diskantzithern, Alt- und Bass- zither, das Sauter im Oktober 1983 komponierte, dem Drall-Quartett und Rainer Schmidt gewidmet hat und mit dessen Einstudierung das Landeszitherorchester Baden-Würt- temberg vor kurzem begonnen hat. | Von Debussy inspiriert | Das drei- sätzige Werk orientiert sich an der klassisch italienischen Form der Sinfonia mit ihrer traditionel- len Tempofolge schnell langsam schnell, und weicht damit von der für Quartette häufig an- zutreffenden Viersätzigkeit ab. Eine direkte motivisch-the- matische Auseinandersetzung mit Tonmaterial des franzö- sischen Großmeisters Debussy schien Gernot Sauter nicht angemessen zu sein, und so ist das Quartett auf subtile Wei- se vom Geist Debussyschen Form- und Klangempfindens inspiriert; hier eine harmonische Konnotation, dort ein impressionistisches Weben der Stimmen und gleich zu Be- ginn der populäre Ragtime artige Rhythmus aus Golliwogg's Cakewalk, dem letzten Satz der mit Children’s Corner be- titelten Klaviersuite, die Debussy zwischen 1906 und 1908 komponierte. | Große dreiteilige Liedform | Der erste Satz, Allegro fie- ro, folgt in formaler Hinsicht keinem traditionellen Form- schema: Gegen eine Sonatenhauptsatzform spricht der Umstand, dass die Durchführung ebenfalls wiederholt und die Reprise zu stark verkürzt erscheint. Auch ein barocker Suitensatz kommt nur bedingt in Frage, da zwar die ersten beiden Formteile wiederholt werden, jedoch weder der Seitensatz im ersten noch die Reprise nach dem zweiten Abschnitt ins gängige Formschema passen. Gernot Sauter mischt die große dreiteilige Liedform mit Sonatensatzele- menten wie Seitensatz und Coda. | Ragtime-Rhythmus | Hinsichtlich des Materials spielt der umfang- reiche Eröffnungsabschnitt mit dem Ragtime-Rhythmus und wenig später mit der Ganztonleiter, die Sauter im harmonischen Sinne für Stufensequenzen nutzt. Das An- und Abschwellen von kaskaden- artigen Läufen bildet ein weiteres Element des energetischen Satzes. Mit Beginn des Taktes 40 setzt ein zweiter großer Abschnitt ein, den man im Sinne der Sonatenform als Seitensatz bezeichnen könnte. | Schwebend | Das in harmonischer und instrumentationstechnischer Hinsicht gleichermaßen Schweben- de dieses Teils, die feinen Nuancen zwischen Dur und Moll sowie die daraus resultierende unbestimm- te Harmonik erinnern von fern an Bilder pointillistischer Malerei französischer Impres- sionisten wie Seurat oder Sisley. In Takt 68 beginnt ein weiterer Abschnitt, der das Material des ersten Teils wie- der aufgreift, jedoch stark variiert weiterentwickelt. Der vierte und letzte und nicht zu wiederholende Teil greift den Seitensatz abermals auf und führt den Satz dann aber rasch zu Ende. | Bukolisch | Der zweite Satz, Andante amoroso, ist eine berceuseartige, im 6/8-Takt wiegende Hommage an die fran- zösische Musik insgesamt. In seiner liedhaften, dreiteiligen Da-Capo-Form verströmt der Satz eine bukolische Atmo- sphäre, wie wir sie aus vielen Pastoral-Szenen französischer Komponisten wie Rameau, Berlioz, Fauré, Debussy, Ravel u. a. kennen. Der letzte Satz, Presto, entpuppt sich als rau- schend virtuoses Finale im schnellen Dreiertakt. Auch hier benutzt Sauter, wie schon im ersten Satz, ein unkonventi- onelles Formschema: Einem trotz einheitlichen Materials in sich mehrfach gegliederten ersten Teil folgt ein ebenfalls zu wiederholender zweiter Teil. Übergangslos schließt sich jetzt ein kontrastbildendes Andante mit jambischem Rhyth- mus an, ehe ein Teil des Prestos da capo gespielt und direkt in eine knapp gehaltene Stretta mündet, die den übermüti- gen Satz schnell abphrasiert. Fredrik Schwenk Gernot Sauter Zweites Quartett nach Motiven von Debussy WV 536 Schwierigkeitsgrad: 4 Musikverlag R. Grünwald, München Verlagsnummer: G 174 Preis: auf Anfrage 48 || REPERTOIRE

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