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2016_Zither-Mag_1 - Repertoire

Ländler & Walzer

Johann Petzmayer Ländler & Walzer Johann Petzmayer (1803- 1884) kann als „Proto- typ“ des Zithervirtuosen im 19. Jahrhundert bezeichnet werden. Seine Karriere begann bodenständig als Alleinunterhalter im Gast- hof seines Vaters. Weitrei- chende Folgen hatte eine 1873 stattfindende Begeg- nung mit Herzog Max in Bayern. Dieser ernannte den Zitherspieler zu sei- nem Kammervirtuosen und beschäftigte ihn fortan als Instrumentallehrer. So ist es nicht zuletzt Petzmay- ers Einfluss zu verdanken, dass Herzog Max unter dem populären Namen „Zither- maxl“ im kollektiven Gedächtnis verhaftet blieb. Im Jahr 1980, zum 800. Jubiläum der Regentschaft der Wittelsba- cher, stellte Karl-Heinz Schickhaus eine Notenausgabe mit vier Kompositionen Johann Petzmayers zusammen, die ei- nen Eindruck von den frühesten dokumentierten Anfängen bis hin zu späteren Werken verschaffen, darunter auch der sogenannte „Maximilians-Walzer“. | Gemütliche Einleitung | Eine mehrteilige Ländlerfolge in D-Dur wird im Heft als erste schriftlich überlieferte Kom- position Petzmayers genannt. Sie entführt klanglich in eine Zeit, in der es besonders beliebt war, volksmusikalische Idiome in kunstvollen Kompositionen zu verarbeiten. Jeder Abschnitt dieses Werks beginnt mit einer kurzen, „gemütli- chen“ Einleitung, die in schlichten Akkorden die Grundto- nart definiert. Am Ende werden die achttaktigen Melodien jeweils mit einer lapidar angehängten Kadenz im schnellen Tempo abgeschlossen. Abgesehen davon weist jede Episode einen eigenen Charakter auf, gestaltet aus einfachen musi- kalischen Elementen, die variiert werden. So beginnt der erste Länder „dolce“ und schreitet rhythmisch unaufgeregt in Vierteln voran. Die melodische Linie setzt wiederholt mit Aufschwüngen in Akkordbrechung oder größeren Interva- llen ein, deren Spitzen im Nachsatz schrittweise abwärts geführt werden. Kontrastierend schließt sich ein Abschnitt in G an, der den bisherigen Viertelrhythmus zunächst durch volltaktige, später auftaktige Achtelketten anreichert. Im Vergleich zum verträumten Beginn entsteht ein „bo- denständiges“, tänzerisches Bild. Dabei kehrt sich das melodische Prinzip des An- fangs um. So steigt die Me- lodie stufenweise auf und wird mit größeren Interval- len abwärts beantwortet. | Lebendiges Spiel | In den folgenden Teilen (sämtlich in D) modifiziert der Kom- ponist das bisher vorge- stellte Grundmaterial. Im direkten Wechselspiel von Achtel- (Auftakt) und Vier- telpaaren stehen intervalli- sche Sprünge den kleineren Wechselnoten und Durch- gängen gegenüber. Daraufhin beginnt der nächste Tanz mit einer in Achteln abwärts fließenden, die Taktgrenzen über- schreitenden Tonleiter, gefolgt von einem großen Sprung aufwärts und einer nachsetzenden Wechselnote. Die letzten beiden Ländlerabschnitte ergeben eine typische „Stretta“, eine effektvolle Beschleunigung zum Schluss hin, in der das Tempo zunächst im „Allegretto“ und schließlich als „Al- legro“ gesteigert wird. Schnell aufwärts führende Akkord- brechungen in Achteln münden in eine punktierte Figur in hoher Lage. Am Schluss fungiert der punktierte Rhythmus als Auftakt für ein lebendiges Spiel im Diskant, in dem Ele- mente des bisher Gehörten kombiniert werden, bevor die Ländlerpartie mit einer Kadenz im „Presto“ beendet wird. | Ästhetischer Gestaltungswille | Der Gesamtablauf ent- spricht einer „Modulbauweise“, einer Aneinanderreihung einzelner Tanzmelodien. Darin spiegelt sich auch die Praxis der Volksmusikanten, die ihre Ländler je nach „Stimmung“ und Bedarf als längere oder kürzere Serien ohne größere Pausen spielten bzw. improvisierten. Jedoch ist hier be- reits Petzmayers ästhetischer Gestaltungswille erkennbar, der über eine bloße episodenhafte Reihung hinausreicht. Seine im „Volkston“ komponierte Musik nähert sich einem Formgefühl, das geprägt ist von wenigen, ständig variierten Motiven und somit einen Übergangstypus zwischen traditio- neller Tanzmusik und den Miniaturformen der klassisch-ro- mantischen Kunstmusik und Salonkultur darstellt. Leopold Hurt Johann Petzmayer Ländler & Walzer Schwierigkeitsgrad: 3 Josef Preissler Musikverlag München 1980 Verlagsnr. 6505 Preis: 11 Euro REPERTOIRE |51

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